Probebohrungen? Schweizer Salinen gehen in Liestal auf Menschen zu
Liestal 16.06.2024 - 04:11
Gegen Probebohrungen im Röserental regt sich Widerstand. Um die Wogen zu glätten, hat das Unternehmen die Bevölkerung zu einem Grill-Infoanlass eingeladen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Salinen würden gerne zwischen Liestal und Frenkendorf Salz abbauen.
- Gegen ein solches Projekt gibt es bereits Widerstand.
- Um mit der Bevölkerung in einen Dialog zu treten, wurde ein Grillanlass organisiert.
Ein Scheitern wie bei der Rütihard in Muttenz soll sich im Röserental westlich von Liestal und Frenkendorf nicht wiederholen.
Zwar wollen die Schweizer Salinen auch hier bei der Verzweigung Rosenberg/Bienenberg diesen Herbst mit Probebohrungen beginnen und wenn möglich dereinst Salz abbauen. Denn seismische Messungen hätten ergeben, dass sich in rund 500 Metern Tiefe eine etwa 70 Meter dicke Salzschicht befindet.
Der Start der Probebohrungen ist für Oktober dieses Jahres vorgesehen. Samt Vorarbeiten dürften diese rund ein halbes Jahr dauern.
Das Projekt stösst in der Bevölkerung allerdings auf Widerstand. Die IG «Rettet die Röseren» etwa, hinter der die Namen Laurent Cavin, Christian Kreisler, Jan Van Bebber und Alexander Vogler stehen, ist der Meinung, dass sich das Gebiet Röseren «nicht für einen grossflächigen Salzabbau eignet».
Wegen dessen Nähe zum Siedlungsgebiet, der topografischen Gegebenheiten, der Hellhörigkeit und der Folgen für Wasser und Untergrund, wie sie auf ihrer Homepage schreiben. Im Weiteren verlangt die IG schon für die Probebohrung eine zeitgemässe Umweltverträglichkeitsprüfung.
Pavillons, Shuttle-Dienst und Verpflegung
Um weiteren allfälligen Protesten entgegenzuwirken, wollen die Schweizer Salinen deshalb die Anwohner und die interessierte Öffentlichkeit möglichst umfassend über das Projekt informieren.
Das Unternehmen hat am frühen Mittwochabend zu einer Art Infoparty mit verschiedenen Ständen und Pavillons eingeladen. An diesen können die Besucherinnen und Besucher das Gespräch mit Salinen-CEO Urs Hofmeier oder mit Behördenmitgliedern von Liestal und Frenkendorf suchen und sich schliesslich bei einer Grillage verpflegen.
Zahlreiche Interessierte, für die ein Shuttle-Dienst zwischen dem Gemeindezentrum Frenkendorf und dem Ort der geplanten Bohrungen organisiert wurde, nutzen bei schönem Wetter das Angebot.
Positiv gestimmte Behörden
Hofmeier weist vor allem darauf hin, dass die Salinen auf die betroffenen Anwohner, insbesondere des Frenkendörfer Quartiers Risch, und die Umwelt grösstmögliche Rücksicht nehmen wollten. Auch versuche man, die Lärmimmissionen durch verschiedene Massnahmen so gering wie möglich zu halten. Hierzu sind Schallschutzwände und der Einsatz von Lärmsonden geplant. Der Abstand zum Frenkendörfer Quartier Risch beträgt aber immerhin 500 Meter.
Die anwesenden Behördenmitglieder, etwa der Liestaler Stadtpräsident Daniel Spinnler (FDP), der Frenkendörfer Gemeindepräsident Roger Gradl (FDP) oder der Frenkendörfer Gemeinderat und SP-Landrat Urs Kaufmann, äussern sich durchwegs positiv über das Vorhaben.
Und sogar Persönlichkeiten, die ansonsten Eingriffen in Feld und Wald eher skeptisch gegenüberstehen, sehen in diesem Fall keinen Grund zur Kritik. Der frühere Liestaler Stadtförster Urs Amstutz betont etwa: «Schliesslich brauchen wir alle jeden Tag Salz.»
Kompromiss in Möhlin
An kritischen Fragen fehlt es aber trotzdem nicht. Die Anwesenden dürfen diese an den jeweiligen Infoständen stellen und diskutieren. Der Ton ist dabei stets sachlich und die Stimmung friedlich. Fundamentalopposition ist kaum feststellbar.
Wie sehr sich übrigens ein Dialog mit Projektgegnern lohnt, konnten die Schweizer Salinen AG dieser Tage in Möhlin erfahren. Dank eines permanenten Austauschs kam es dort zu einem tragfähigen Kompromiss: So wurde der Abstand zum Siedlungsgebiet dank einer Reduktion der Bohrungen von zehn auf sieben vergrössert. Somit können die Salinen im Solfeld Bäumlihof bei Möhlin die letzte Etappe der dortigen Salzgewinnung in Angriff nehmen.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports.ch» publiziert.