Stadt Basel

«Schlechteste Bewertungen»: Influencerin prangert Beiz an

Elena Hatebur
Elena Hatebur

Basel,

Eine Influencerin gibt auf Instagram an, nach einem Restaurantbesuch in Basel krank geworden zu sein. Der Verband GastroSuisse sieht solche Videos kritisch.

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«Ich muss jedes Mal würgen, wenn ich an die Pasta dort denke», schreibt die Influencerin im Nachhinein. - Instagram / @surviving.switzerland

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Influencerin kritisiert eine Basler Beiz in einem Instagram-Video scharf.
  • Nach dem Besuch sei sie krank geworden, gibt sie an.
  • GastroSuisse erklärt, dass solche Videos für die Betriebe extrem schädlich seien.

Es riecht schimmlig, die Pasta sei verkocht und die Pizza schmecke «wie frisch aufgetaut». Immerhin sei sie rund.

So lautet das Knallhart-Fazit einer Influencerin, die unter dem Namen «surviving.switzerland» Restaurant-Kritiken veröffentlicht.

In Basel stattete sie der angeblich «am schlechtesten bewerteten Beiz», der Café Barfi Pizzeria, einen Besuch ab. Das Video, das sie auf Instagram veröffentlichte, hat mittlerweile über 400 Likes und wurde rund 1650 (!) Mal geteilt.

Zu sehen: Die junge Frau bestellt Pizza und Pasta mit Seafood. Ausgerechnet.

Dann legt die Frau los: Die Gabel sei schon dreckig bei ihr angekommen. Nichts schmecke hausgemacht. Das Seafood sei ungeniessbar.

Am nächsten Tag sei ihr dann tatsächlich schlecht gewesen.

In den Kommentaren zeigen sich die Nutzer schockiert: «Betreiben die Geldwäscherei?», fragt sich eine Nutzerin. Ein anderer Nutzer schreibt, es sei «ein guter Ort, an den man seine Feinde bringen kann».

Beiz in Basel
Die angeblich «am schlechtesten bewerteten Beiz» in Basel: die Café Barfi Pizzeria. - Google Maps

Ein Nutzer spricht ein heikles Thema an. «Wie läuft die Klage gegen dich?», fragt er. Der Wirt wollte sich auf Anfrage von Nau.ch nicht zum Video äussern.

Influencerin äussert sich

Gegenüber Nau.ch nimmt aber die Influencerin Stellung: «Ich mache solche Restaurant-Kritiken oft und war neugierig, Lokale mit durchweg schlechten Bewertungen zu besuchen.»

Das betroffene Restaurant habe im Laufe der Jahre besonders viele 1-Stern-Bewertungen erhalten. «So viele 1-Stern-Bewertungen habe ich generell noch nie gesehen», sagt die Nutzerin.

Nach dem Besuch des Restaurants habe sie mit dem Besitzer des Restaurants gesprochen. Sie habe ihm erklärt, «dass uns die Spaghetti nicht geschmeckt haben». Immerhin musste sie dafür dann nur den halben Preis bezahlen.

«Geschmack ist subjektiv»

«Alles, was ich in dem Video gesagt habe, war meine persönliche Meinung», stellt die Nutzerin klar. Jeder könne es selbst ausprobieren, denn: «Geschmack ist subjektiv.»

Ihr Ziel sei immer Ehrlichkeit und Transparenz gewesen. «Ich finde, dass Kunden ehrliches Feedback geben können sollten und Restaurants dieses Feedback nutzen können, um sich zu verbessern.» So entwickle sich gute Gastronomie weiter.

Ob sie künftig noch mehr solche Kritiken plane? «Ja, wir werden sehen!»

Auswirkungen von missbräuchlichen Bewertungen «fatal»

Der Verband GastroSuisse hat am Video weniger Freude: «Missbräuchliche Online-Bewertungen, das können solche Videos oder auch Kommentare auf Google sein, sind ein verbreitetes Problem.»

Vor allem für neu gegründete Unternehmen seien die Auswirkungen fatal. Denn: «Missbräuchliche Bewertungen können Neueintritte in den Markt und damit den Wettbewerb behindern.»

Betriebe, die missbräuchlichen Bewertungen ausgesetzt sind, müssten «erhebliche Ressourcen aufwenden, um ihren Ruf wiederherzustellen». Damit sind Massnahmen im Marketing, Werbung oder aber auch rechtliche Schritte gemeint.

Letzteres stellt für Betroffene oftmals einen steinigen Weg dar. «Das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb ermöglicht es zwar den betroffenen Unternehmen, gegen rufschädigende Bewertungen vorzugehen», erklärt GastroSuisse.

Aber der Rechtsweg sei zeit- und kostenintensiv. Die entsprechenden Schritte würden deshalb in den allermeisten Fällen ausbleiben.

Gewaltige Mehrheit betroffen

Eine Mitgliederbefragung von GastroSuisse zeigt den Ernst der Situation auf. Über 80 Prozent der gastgewerblichen Betriebe gaben an, dass sie schon einmal mit unwahren, irreführenden oder verletzenden Online-Kommentaren konfrontiert wurden.

«Fast jeder dritte Betrieb muss sich mindestens einmal im Monat mit solchen Kommentaren auseinandersetzen», sagt GastroSuisse. Die Befragung zeigt: 39,6 Prozent der Betriebe ignorieren solche Kommentare, 41,2 Prozent antworten darauf.

Hast du einem Restaurant schon mal eine schlechte Bewertung gegeben?

Eine verschwindende Minderheit von 7,7 Prozent versucht, die Person ausfindig zu machen, um sie zu kontaktieren.

«Nicht unter Druck setzen lassen»

Der Wirteverband Basel-Stadt verweist auf die hauseigene Rechtsauskunft. Mitglieder des Verbands könnten diese kostenlos in Anspruch nehmen.

GastroSuisse empfiehlt Mitgliedern, «achtsam zu bleiben». Es sei wichtig, dass sich Betriebe nicht unter Druck setzen lassen und, falls nötig, professionelle Unterstützung beiziehen.

«Das stärkt das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit gegenüber den Gästen nachhaltig», heisst es.

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