Wegen Ferien: Schule statt Lehre bei vielen Baselbieter Jugendlichen

Statt eine Berufslehre zu beginnen, schreiben sich viele Jugendliche bei weiterführenden Schulen ein. Einer der Hauptgründe: Die dortigen «häufigen Ferien».

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Jugendliche besuchen die Wirtschaftsmittelschule Baselland (WMS) .
- Die kaufmännische Ausbildung steht dabei nur bei jedem Zweiten im Vordergrund.
- Viele Schülerinnen und Schüler besuchen das Institut lediglich wegen der vielen Ferien.
Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für eine weiterführende Schule, statt für eine Berufslehre.
Besonders die Wirtschaftsmittelschule Baselland (WMS) sorgt bei Umfrageergebnissen für Aufsehen: Viele der dortigen Schülerinnen und Schüler besuchen die Institution nicht deshalb, weil sie wirklich an einer kaufmännischen Ausbildung interessiert sind.
Stattdessen geben über 45 Prozent der Befragten an, wegen der «häufigen Ferien» zur WMS zu gehen. Die Umfrage war vergangenen Herbst durch den Kanton initiiert worden, wie die «Basler Zeitung» berichtet. Befragt wurden WMS-Schülerinnen und -Schüler der Standorte Liestal und Reinach im ersten Schuljahr.
Lediglich jeder Zweite habe demnach angegeben, tatsächlich den kaufmännischen Beruf erlernen zu wollen.

Landrat Marc Scherrer (Mitte) will nun durchgreifen und per Vorstoss die Aufnahme an der WMS erschweren. Nur, wenn «keine passende Lehrstelle im gewünschten Beruf gefunden werden konnte», soll eine WMS-Aufnahme noch möglich sein.
Weiterbildung als Grund für den Fachkräftemangel?
«Die WMS zieht Jugendliche aus dem Lehrstellenmarkt ab, ohne sie verlässlich in die Berufswelt zu integrieren. Das schwächt das duale System und verschärft den Fachkräftemangel», begründet Scherrer.
Die Zahl jener, die nach der Oberstufe eine Lehre beginnen, ist in 30 Jahren um zehn Prozent gefallen: Gemäss dem Bundesamt für Statistik sind es statt 75 nur noch 65 Prozent.
In Basel-Stadt haben vergangenes Jahr 41,7 Prozent eine Lehre begonnen, in Baselland 56,9 Prozent.
Yvonne Neuenschwander hält als Leiterin der Wirtschaftsschule Baselland gegen die Forderung Scherrers: Eine erschwerte Aufnahme für die Jugendlichen würde nicht dafür sorgen, dass diese eine Lehre begännen. «Sie gehen dann einfach in die Fachmittelschule», so Neuenschwander in der «Basler Zeitung».
Kürzung der Schulferien?
Auch zeige die Umfrage des Kantons: «Viele Jugendliche gehen gern zur Schule und nehmen das Angebot mit voller Überzeugung wahr.»
Mit dem Besuch einer weiterführenden Schule hätten die Schülerinnen und Schüler ausserdem die Möglichkeit, «sich mit der Berufsfindung auseinanderzusetzen». Denn vielen sei in diesem Lebensabschnitt noch nicht klar, wohin ihre Zukunft gehen soll.
Die Schulleiterin argumentiert, dass Berufsbildung und Berufsmaturität zudem mit dem WMS-Langzeitpraktikum gestärkt würden.
Scherrer fordert die Ausarbeitung eines Berichts zur WMS-Weiterentwicklung durch den Regierungsrat. Dabei soll auch eine mögliche Kürzung der Schulferien geprüft werden.