Andrea Sulzer (Grüne Baselland): «Weniger ist mehr»
Liestal 09.10.2023 - 04:05
Die Grünen Baselland nominieren Andrea Sulzer für den Nationalrat. Sie ist überzeugt davon, dass sich Umweltschutz auch finanziell lohnt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die 52-jährige Andrea Sulzer will für die Grünen Baselland in den Nationalrat ziehen.
- Für sie ist klar: Unser ökologischer Fussabdruck muss reduziert werden.
- Dazu will sie eine grüne Wirtschaft fördern und gerechte Chancen für alle schaffen.
Andrea Sulzer kandidiert für die Grünen Baselland als Nationalrätin. Sie ist überzeugt davon, dass wir unser Konsumverhalten hinterfragen müssen, um weniger Ressourcen zu verbrauchen. Sie hat mit Nau.ch über ihre politischen Schwerpunkte und Kandidatur gesprochen.
Nau.ch: Sie wollen sich für nachhaltige Lösungen einsetzen. Sie sagen, dazu müsse man von der Haltung «mehr ist mehr» wegkommen. Wie kann dieser grosse gesellschaftliche Wandel erreicht werden?
Andrea Sulzer: «Weniger ist mehr» tut nicht weh: Brauchen wir alle zwei Jahre ein neues Handy? Tragen wir sie wirklich, unsere durchschnittlich 100 Kleidungsstücke, die in unseren Schränken hängen? Wir kaufen zu viele Lebensmittel und werfen ein Drittel davon weg, können wir das nicht ändern? Anpassungen unseres Konsumverhaltens entlasten umgehend die Ressourcen unseres Planeten und lohnen sich auch finanziell.
Aber nicht nur jede Person ist gefragt bei diesem gesellschaftlichen Wandel. Es gibt grosse Hebel wie die Kreislaufwirtschaft, welche ressourcenschonend produziert, repariert, recycelt und aufwertet. Auf diese müssen wir setzen. Oder Zeitwohlstand, ein Ansatz, mit welchem wir uns aus der ständigen Zeitnot herausentwickeln können und zu mehr immateriellem Wohlstand gelangen, was wiederum die Ressourcen unseres Planeten schont.
Nau.ch: Für welche sonstigen politischen Themen machen Sie sich stark?
Sulzer: Ich setze mich für eine solidarische Schweiz mit starker Demokratie ein, in welcher alle ohne finanzielle Not leben können. Das heisst eine starke AHV, bezahlbare Krankenkassenprämien mit angepassten Subventionen und eine aktive Energiewende, welche uns aus der teuren, fossilen Energieabhängigkeit herausbringt und mit günstigen, erneuerbaren Energien versorgt.
Zudem ist der Schutz der Biodiversität, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gleichstellung und ein Bildungssystem mit gerechten Chancen für alle, wichtig. Die Schweiz ist seit langem ein Einwanderungsland – unseren Wohlstand verdanken wir unter anderem all jenen, die zu uns zum Arbeiten kamen. Diese Menschen sollen mitgestalten und ein Recht auf Einbürgerung erhalten.
Nau.ch: Wie gross ist Ihr Wahlkampfbudget?
Sulzer: Neben dem allgemeinen Wahlkampfbudget der Grünen Partei Baselland stehen mir persönlich rund 3000 Franken zur Verfügung.
Nau.ch: Welche ist die Ihrer Meinung nach grösste politische Herausforderung für die Schweiz?
Sulzer: Unser ökologischer Fussabdruck ist zu gross. Wir leben auf Kosten der Natur und der zukünftigen Generationen. Wir zerstören dadurch unsere Lebensgrundlagen. Der Weg aus dieser Sackgasse führt über eine grüne Wirtschaft und innovative Energie-Technologie im Dienste des Gemeinwohls, sowie über mehr Suffizienz und einer neuen Balance zwischen materiellen und immateriellen Werten.
Zugleich ist der Ressourcenkonsum sehr einseitig verteilt und die Schweiz hat eine im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe Armutsgefährdungsquote. Es braucht hier mehr gesellschaftlichen Ausgleich, mehr gerechte Chancen für alle, um den sozialen Frieden und ein gutes Leben für alle zu wahren.
Nau.ch: Kurz und bündig: Wieso sind Sie die richtige Wahl für einen baselländischen Nationalratssitz?
Sulzer: Weil ich das lebe, wofür ich plädiere. Vorbilder sind wichtig, um sich daran orientieren zu können.
Weil ich mich mit den Bedürfnissen der ländlichen Regionen und der Agglomeration auseinandersetze und gemeinsam mit Einwohnerinnen und Einwohnern nach nachhaltigen Lösungen suche.
Weil mir die Umwelt am Herzen liegt und ich überzeugt bin, dass weniger mehr ist.
Zur Person: Andrea Sulzer (52) ist Gemeinderätin in Waldenburg und arbeitet als Abteilungsleiterin Bildung, Freizeit und Kultur in der Gemeinde Pratteln. Bei den Nationalratswahlen 2023 tritt sie für die Grünen Baselland an.