Stadt Basel

Medikament macht Asylsuchende aus dem Maghreb aggressiv

Stephan Felder
Stephan Felder

Basel,

Das Medikament Pregabalin wird in Schweizer Asylzentren zunehmend als Droge missbraucht. Es macht süchtig und aggressiv.

Dreirosenanlage Drogen
Die Basler Dreirosenanlage gilt als Drogen-Hotspot. - keystone / pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Pregabalin breitet sich in Schweizer Asylzentren immer weiter aus.
  • Das Medikament wird als Droge missbraucht. Es macht aggressiv und süchtig.
  • Die Behörden setzen im Umgang mit Pregabalin auf verschiedene Massnahmen.

In Basel steht ein libyscher Asylsuchender wegen zahlreicher Vergehen erneut vor Gericht.

Innert nur zehn Monaten wurde der Mann an fünf verschiedenen Orten in der Schweiz siebenmal verurteilt. Wegen Diebstahls, Sachbeschädigung, Tätlichkeiten und Betäubungsmitteldelikten.

Jetzt soll er laut einem Urteil des Basler Appellationsgerichts die Dreirosenanlage nicht mehr betreten dürfen. Die Anlage gilt in der Stadt Basel als Brennpunkt für Drogen- und Gewaltdelikte.

Pregabalin macht süchtig – und aggressiv

Im Zentrum der Verhandlung steht ein Medikament, das zunehmend als Droge missbraucht wird: Pregabalin, auch bekannt unter dem Markennamen Lyrica.

Der Libyer wurde mehrfach mit erheblichen Mengen des verschreibungspflichtigen Mittels ohne Rezept erwischt.

Musst du regelmässig Medikamente nehmen?

Das Medikament wird eigentlich zur Behandlung von Epilepsie, Angststörungen und Nervenschmerzen eingesetzt.

Denn: Pregabalin hat eine berauschende Wirkung, kann aggressiv und süchtig machen. Experten sehen darin eine wachsende Gefahr für die öffentliche Sicherheit.

Verbreitung besonders bei Nordafrikanern

Besonders häufig wird Pregabalin von Migranten aus Nordafrika konsumiert. In Ländern wie Algerien oder Marokko ist das Medikament teilweise rezeptfrei erhältlich.

Auf ihren strapaziösen Fluchtrouten gelangen viele Asylsuchende dann erstmals in Kontakt mit Pregabalin – und werden süchtig.

In Asylzentren oder an Hotspots wie der Dreirosenanlage in Basel kommt es daher vermehrt zu unberechenbarem oder aggressivem Verhalten.

Auch international ist das Problem bekannt: In Deutschland deckten Ermittlungen 2024 einen organisierten Handel mit Pregabalin auf.

Ähnliche Vorfälle wurden aus Schweden gemeldet, wo Pregabalin bei mehr als einem Viertel aller Drogentoten nachgewiesen wurde.

Parallelen zur Opioid-Krise in den USA

Der Luzerner Psychiater Jochen Mutschler, ein Experte für Medikamentenmissbrauch, warnt in der «NZZ» nun vor einer weiteren Ausbreitung.

Pregabalin werde immer häufiger verschrieben. Oft auch bei Beschwerden, für die es gar nicht vorgesehen sei.

Besonders in Gefängnissen, Asylunterkünften oder an Drogen-Hotspots sei der Missbrauch ein erhebliches Problem. Mutschler sieht Parallelen zur Opioid-Krise in den USA.

In der Schweiz versuchen einige Institutionen, mit innovativen Ansätzen gegen den Missbrauch vorzugehen. Im Rückkehrzentrum Urdorf ZH wird Pregabalin unter ärztlicher Aufsicht kontrolliert abgegeben.

Vorgehen wenig einheitlich

Das Ziel: Abhängige Personen vom Schwarzmarkt fernzuhalten und die Dosis schrittweise zu reduzieren. Gemäss Arzt Tibor Rasovszky konnte so ein Schwarzmarkt verhindert und die Situation im Zentrum beruhigt werden.

Hast du schon mal Drogen genommen?

In Basel wird ein ähnliches Vorgehen diskutiert.

In den Bundesasylzentren wird Pregabalin nur in Ausnahmefällen und auf ärztliche Verordnung abgegeben – um Missbrauch zu verhindern. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) sieht derzeit keinen Bedarf für eine Änderung dieser Praxis.

Jochen Mutschler fordert ein systematischeres und besser koordiniertes Vorgehen: «Wenn jede Institution nur für sich denkt, bekommen wir das Problem nicht in den Griff.»

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Sek Theobald Baerwart
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