Salz-Bohrungen in Baselland: Anwohner kündigen Einsprachen an
Liestal 12.10.2024 - 03:07
Die Schweizer Salinen wollen nicht von Widerstand sprechen. Eine Begleitgruppe soll nun drängende Fragen beantworten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Röserental möchten die Schweizer Salinen Salz-Bohrungen durchführen.
- Dort werden grosse Vorkommen vermutet, worauf Messungen aus den 80er-Jahren hindeuten.
- Die lokale Bevölkerung macht sich jedoch Sorgen – um Lärm und die Umwelt etwa.
Der Salzabbau sorgt in der Region regelmässig für Aufregung. Denn er kann Spuren hinterlassen. In Muttenz stürzte eine Kaverne im früheren Solfeld Sulz teilweise ein, wie vor zweieinhalb Jahren bekannt wurde.
Manchmal senkt sich der Boden ab – in den 80er-Jahren geschah dies grossflächig im Fricktal. Auch wegen solcher Zwischenfälle ist das Salzabbau-Projekt bei der Muttenzer Rütihard gescheitert.
Die Schweizer Salinen sind sich der Sensibilität des Themas bewusst. Um weitere Rückschläge zu verhindern, sucht das Unternehmen bei Salzabbau-Vorhaben vermehrt das Gespräch mit der Bevölkerung.
So auch bei den geplanten Probebohrungen im Röserental zwischen Liestal und Frenkendorf. Seismische Messungen und eine Sondierbohrung in den Jahren 1986/87 deuten auf ein bedeutendes Salzlager in diesem Gebiet hin.
Anfang Jahr wurde das Vorhaben bekannt, und die Schweizer Salinen luden wenig später zu einer Infoveranstaltung auf dem Bienenberg ein. Im Juni organisierte das Unternehmen bei der Verzweigung Rosenberg/Bienenberg, wo dereinst rund 570 Meter in die Tiefe gebohrt werden soll, einen weiteren Anlass – diesmal mit Grillplausch.
Einsprachen folgen prompt
Trotz der Bemühungen um einen Dialog können Anwohnerinnen und Anwohner die Skepsis gegenüber den Probebohrungen aber nicht ablegen. Dies zeigen Reaktionen der Interessengemeinschaft Rettet die Röseren auf das Baugesuch der Schweizer Salinen. Kaum war dieses am Donnerstag vor einer Woche im Amtsblatt des Kantons Baselland publiziert, kündigten mehrere Mitglieder der IG Einsprachen an.
Zu diesen gehört auch ein Bewohner des Quartiers Risch in Frenkendorf. «OnlineReports» hat ihn telefonisch erreicht, er möchte aber anonym bleiben. Wie viele andere seinem Beispiel folgen werden, kann der Mann nicht beurteilen.
«Wir sind nicht als Verband organisiert, sondern nur eine lose Gemeinschaft. Jeder handelt individuell nach seinen Bedürfnissen», sagt er. Der Anwohner geht aber von «einigen» Einsprachen aus.
IG fordert Umweltverträglichkeitsprüfung
Der Frenkendörfer und seine Frau machen sich vor allem Sorgen wegen der Lärmemissionen und Vibrationen sowie um den Umweltschutz und geologische Risiken. So könnten Bohrungen etwa Einfluss auf das Grundwasser haben, befürchtet er.
Ihm sei bewusst, dass es Salz brauche, wobei ja ein grosser Teil als Auftausalz für den Winterdienst auf den Strassen verwendet werde.
Der Anwohner sieht aber nicht ein, weshalb der Abbau in der Nähe von Siedlungsgebieten stattfinden soll. Die IG fordert vor Bohrbeginn eine zeitgemässe Umweltverträglichkeitsprüfung.
In den kommenden Wochen finde ein Treffen mit Regierungsrat Anton Lauber statt, sagt der Anwohner. Die IG wolle mit ihm einige Punkte klären und ihren Standpunkt vertreten. Der Finanz- und Kirchendirektor vertritt den Kanton Baselland im Verwaltungsrat der Schweizer Salinen.
Der CEO der Schweizer Salinen, Urs Hofmeier, will indes nicht von Widerstand sprechen. Eine gewisse Skepsis sei bei solchen Projekten normal, sagt er. Man versuche, die Ängste der Anwohnerschaft abzuholen, und sei jederzeit bereit, Auskunft zu geben und Fragen aufzunehmen.
Starttermin schon zweimal geplatzt
Zudem planen die Salinen eine Begleitgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden, der politischen Parteien und der IG Rettet die Röseren.
Die rund 20 Personen sollen Rückmeldungen geben, lokale Kenntnisse einbringen und mithelfen, «die Sondierbohrung mit grösster Rücksicht auf Mensch und Umwelt durchzuführen», wie es auf der Internetseite des Unternehmens heisst. Die erste Sitzung ist Ende Oktober geplant.
Der Bohrstart war zuerst im Mai und dann im Oktober vorgesehen. Die kantonalen Behörden haben aber das Baubewilligungsverfahren angepasst, der Vorgang dauert nun länger. Der neue Zeitplan steht noch nicht fest.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.