Erni Maissen: «Magnin kann sich beim FCB keinen Fehlstart erlauben»

Ludovic Magnin reizt die Bundesliga. Der neue Trainer des FCB ist ehrlich. Aber war seine Aussage auch clever? Die Nau.ch-Kolumne von Erni Maissen.

Das Wichtigste in Kürze
- Nau.ch-Kolumnist Erni Maissen freut sich auf den neuen FCB-Trainer Ludovic Magnin.
- Dass der Romand schon von der Bundesliga träumt, kann ihm aber um die Ohren fliegen.
- «Manchmal kann man in diesem Beruf zu ehrlich sein.»
- Die Emotionen sind herzlich willkommen. Einen zweiten Heiko Vogel brauchts aber nicht.
Ludovic Magnin ist da – und denkt schon an die Bundesliga. «Ich will nicht lügen», sagt der neue Trainer des FCB bei seiner Vorstellung. Sein neuer Job sei ein «brutales Schaufenster». Der FCB könne sein Dosenöffner für Deutschland werden.
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Magnin zeigt gleich zum Start, dass er sehr, sehr ehrlich ist. Die Bundesliga ist ein Traum von jedem Trainer.
Ob die Antwort aber auch clever war? Manchmal kann man in diesem Beruf auch zu ehrlich sein.

Der 46-Jährige setzt sich damit selbst unter Druck. Einen Fehlstart kann er sich nicht erlauben, sonst fliegt ihm das um die Ohren. Schnell kommen die Kritiker, schnell ist alles negativ. Es ist eine schwierige Aussage.
«Arrogance!» In Basel muss sich Magnin mehr zusammenreissen
Ich freue mich auf den Trainer Ludovic Magnin. Sein Fussball ist offensiv, Magnin holte schon einen Titel in der Schweiz, ist mehrsprachig. Es kommt neuer Wind – eine gute Wahl.
Romand Magnin ist das Gegenteil von Romand Celestini. An der Seitenlinie wird es ab jetzt lauter. Ich freue mich auf mehr Emotionen.

Solange sie an die Mannschaft gerichtet sind und nicht gegen die Schiris.
Der «Arrogance»-Ausraster von letztem Februar – ausgerechnet gegen den FCB – kam nicht gut an. In Basel muss sich Magnin mehr zusammenreissen.
Was passiert, wenn sich ein Trainer dauernd mit den Schiedsrichtern anlegt, weiss man in Basel bestens von Heiko Vogel. Das animiert andere zum Reklamieren, Spieler verlieren die Beherrschung.
Was mir bei Magnin besser gefällt als bei Celestini
Trotz Double: Bei Fabio Celestini haben mir diese Emotionen manchmal gefehlt. Es gab Spiele, da wünschte ich mir, dass der 49-Jährige das Team wachrüttelt.
Entscheiden wird letztlich aber der Erfolg. Spielt der FCB erfolgreich, dann mag es auch einmal leiden, dass Magnin ausflippt. Und auch die FCZ-Vergangenheit ist nicht mehr wichtig.
Ich glaube, dass sich der FCB mit Magnin schon länger einig ist. Und sich früh um ihn bemüht hat. Mündlich war man sich wohl schon einig. Und irgendwann kann man nicht mehr zurück.
Celestini hat sich verpokert
Celestini hat (zu) lange gepokert. Ihm gehört ein grosses Stück des Meister-Kuchens. Dennoch profitierte auch er von der Liga, die ausgeglichen schlecht war. Einst rettete er seinen Job mit drei Siegen in einer Woche.
Aus seinem Wunsch-Karriereschritt Getafe wird nun aber nichts. Die neusten Gerüchte sorgen bei mir für Stirnrunzeln.

Russland? Es wäre ein Riesen-Fettnäpfchen für seine Laufbahn. Es gibt im Moment keinen schlechteren Ort, um einen Job anzunehmen.
Bundesliga-Fan Magnin wird auch mitverfolgt haben, wie sich Karriere-Pläne plötzlich ändern können.
Platz drei: Warum so schwammige Ziele, FCB?
Stirnrunzeln gab es bei mir übrigens auch bei der Bekanntgabe der Saison-Ziele. Daniel Stucki sagt, dass man in die Champions League will. In der Liga soll es einen Top-3-Platz geben.
Ich erinnere mich an die Rückrunde. Auch dort hat man lange gebraucht, bis man (endlich) das Wort Titel in den Mund nahm.

Jetzt hat man das Double in der Tasche. Dann musst du auch von Titeln sprechen. Ein Platz unter den ersten drei? Das ist mir zu schwammig.
Bis jetzt gibt es keine Mannschaft, die sich so verstärkt hat, dass sie nun viel besser wäre ...
Avdullahu wagt den Bundesliga-Wechsel
Einen Transfer hat es bislang beim FCB gegeben. Eigengewächs Leon Avdullahu geht in die Bundesliga zu Hoffenheim.
Für ihn ist es ein gewagter Wechsel. Ich hätte mir gewünscht, dass er noch ein Jahr in Basel macht.
Heute ist der Wechsel-Druck mit den Beratern aber sehr hoch. Ist es immer gut für die Entwicklung? Nein.

Ob sich Avdullahu einen Gefallen tut, wird sich zeigen. Mit 21 Jahren hat er seine beste Saison gespielt. In der Bundesliga zieht ein anderer Wind.
Er wäre nicht der erste Spieler, der zurückkommt. Und am Ende froh ist, wenn er in der Super League wieder einen Stammplatz bekommt.
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Zur Person: Erni Maissen absolvierte 406 Spiele für den FCB, erzielte dabei 142 Tore. Damit liegt er an dritter Stelle, einzig Marco Streller und Seppe Hügi schossen noch mehr Tore. In Basel ist der 67-Jährige bis heute eine Legende.
Bereits als Spieler hat der ehemalige Stürmer seine Meinung immer klar und deutlich gesagt. Das wird sich auch in seiner Nau.ch-Kolumne nicht ändern. Versprochen!