FC Basel: Kam Trainerwechsel zu früh oder zu spät, Heiko Vogel?
Basel 09.10.2023 - 14:06
Der FC Basel verbringt die Nati-Pause am Tabellenende und hat bereits einen Trainerwechsel hinter sich. Wie kam es zum Missverständnis mit Timo Schultz?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Amtszeit von Timo Schultz als FCB-Trainer dauerte nur gerade elf Spiele.
- Auch unter Interimscoach Heiko Vogel gelang den Bebbi der Turnaround bis jetzt nicht.
Der FC Basel holt unter Interimstrainer Heiko Vogel in zwei Spielen bisher null Punkte, wartet noch auf ein Tor. Kam der Trainerwechsel von Timo Schultz (46) zu Heiko Vogel (47) zu früh oder zu spät?
«Im Nachgang kann man alles hinterfragen», sagt Heiko Vogel nach der 0:3-Pleite auswärts bei Meister YB. «War's zu spät oder zu früh? Mit dem Wissen, das wir jetzt haben, habe ich darauf keine Antwort. Vielleicht hätte ich früher eingreifen müssen. Das ist ein Vorwurf, den ich mir jetzt mache», so der Interimstrainer.
Fakt ist: Der FC Basel hat sich selber in diese Trainer-Situation manövriert. Er wollte es bei der Entlassung von Timo Schultz irgendwie allen recht machen. Nur funktioniert das nicht!
So steht der FCB-Fan zurecht wütend und nicht ganz aufgeklärt da. Und wettert über die Club-Führung.
Gehen wir die Aussagen der letzten Tage noch einmal durch
FCB-Boss David Degen sagt: «Die Trainer-Entlassung war kein Schnellschuss!»
Heisst übersetzt: «Wir haben uns in der Trainerwahl vergriffen, bemerkten dies bereits früh.» Das Ausscheiden gegen die Kasachen in der ECL-Quali löste natürlich schon die ersten Zweifel aus. Denn: Nicht weiterzukommen war aus FCB-Sicht ein «No-Go», auch wenn das Kader zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig war.
Der FCB sagt: «Eine Trainer-Entlassung ist immer eine schwere Entscheidung, es geht ja auch um den Menschen.»
Heisst übersetzt: «Timo war ein netter Typ, menschlich einwandfrei. Aber er konnte unseren technischen und taktischen Vorstellungen nicht gerecht werden.»
Und wie eingangs erwähnt, sagt Heiko Vogel nach dem YB-Spiel: «Mit dem Wissen, das wir jetzt haben, habe ich darauf keine Antwort.» Auf welches Wissen spielt Vogel an? Schliesslich war er als Sportdirektor für die Trainerwahl verantwortlich.
Timo Schultz hat die FCB-Fans mit seiner nahbaren Art schnell für sich gewonnen. Er sammelte bereits vor Arbeitsbeginn Punkte, als er in Basel die Velowege ausprobierte. Zudem schwamm er im Rhein und liess sich in Kult-Lokalen blicken.
Auch im Umgang mit den Medien war Timo Schultz ein Segen – immer kooperativ, höflich und ehrlich. So wurde er vielerorts ganz schnell zum Sympathieträger.
Man merkt: Schultz ist ein toller Typ – und ein guter Verkäufer von sich selbst. Gut möglich, dass man darum im Vorfeld vielleicht ein oder zwei Referenz-Anrufe zu wenig gemacht hat. Nau weiss: In Hamburg haben sich einige Leute gefragt, wie der FCB auf die Schultz-Idee gekommen sei.
Schultz mag ein talentierter Coach sein, doch für den Job beim FC Basel hat sein Erfahrungs-Rucksack – mit dem Wissen von heute – einfach nicht gepasst. Das hört man hinter vorgehaltener Hand von allen Seiten, wenn man nach den wahren Gründen für sein Scheitern sucht.
Schultz und der FC Basel – das war ein Missverständnis
Heiko Vogel sagt: «Über den Zeitpunkt der Entlassung kann man im Nachhinein immer diskutieren!»
Heisst übersetzt: «Wir hofften lange, dass es Timo trotz früher Fragezeichen doch noch packt.»
Aber wie sollte man dies kommunizieren? Die Kritik an einer noch früheren Trennung wäre heftig gewesen und für Aussenstehende wohl nur schwer nachvollziehbar. Deshalb muss man die Verantwortlichen hier auch etwas verstehen. Der Zeitpunkt der Trennung war unheimlich schwierig zu wählen. Fazit: Schultz und der FCB – das war ein Missverständnis.
Die Frage ist erlaubt: Braucht der FC Basel in seiner aktuellen Situation und mit dem derzeitigen Konstrukt nicht einen routinierteren Trainer? Diese Anforderung erfüllt Heiko Vogel eben deutlich mehr, als Timo Schultz.
Taulant Xhaka: «Jeder Spieler möchte Vogel gerne fix als Trainer»
Dass Vogels Aktien bei den Spielern immer noch hoch im Kurs stehen, belegen die Worte von Taulant Xhaka. Nach dem 0:3 gegen YB erklärt er auf Nau-Frage, dass Entlassungen zum Fussball dazu gehören. Und er votiert erneut für Trainer Heiko Vogel als Dauerlösung.
«Jeder Spieler möchte ihn gerne fix als Trainer haben. Aber die Führung weiss da am besten, was sie macht, wir haben darauf keinen Einfluss. Heiko ist mit Herzblut dabei, probiert vieles aus, will nicht nur ein System ausprobieren. Wir wollten heute den Fans und dem Trainer den Sieg schenken, das ist uns leider nicht gelungen.»