FCB – David Degen: «Niemand macht für Verluste das Portemonnaie auf»
Basel 14.10.2023 - 10:12
Sportlich steckt der FCB tief in der Krise, aber zumindest wirtschaftlich geht es am Rheinknie langsam bergauf. Präsident David Degen verteidigt die Strategie.
Das Wichtigste in Kürze
- Der FC Basel baut immer noch das Minus ab, mit dem David Degen den Club übernommen hat.
- Mittlerweile sei das Defizit von 35 Millionen bereits mehr als halbiert.
- Degen betont: Die aktuelle Transfer-Strategie sei der einzige Weg aus der Finanzkrise.
Mehr als 50 Millionen hat der FCB alleine im vergangenen Sommer aus Spieler-Verkäufen eingenommen. Zeki Amdouni und Andy Dioug spülten zusammen zweistellige Millionen-Beträge in die Bebbi-Kassen. Mit Dan Ndoye, Wouter Burger, Riccardo Calafiori und Andy Pelmard gingen im Sommer noch weitere Stammspieler teuer ins Ausland.
Doch ohne seine Star-Abgänge steckt der FC Basel nun sportlich in der Krise. Nach dem enttäuschenden Europacup-Aus und dem Rauswurf von Trainer Timo Schultz ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. Aktuell ist Basel das Schlusslicht der Super League, erst ein Saisonsieg steht mittlerweile sechs Pleiten gegenüber.
«Es ist beim FCB überall herausgeblutet»
Dennoch verteidigt Club-Präsident David Degen bei «blue Sport» die Strategie in Basel. Man habe keineswegs «vogelwild» gehandelt, stellt der FCB-Präsident klar. «Wir haben eine ganz klare Strategie. Denn wir haben niemanden, der für Verluste das Portemonnaie aufmacht», so Degen – und die Verluste seien da.
Bei der Übernahme vor zweieinhalb Jahren habe man mit einem strukturellen Defizit von 35 Millionen Franken bilanziert. Bis 2024 werde das Defizit auf acht Millionen schrumpfen. «Es ist überall herausgeblutet, wir mussten diese Blutung stoppen», so Degen. «Unsere Strategie ist es, den Club wirtschaftlich nachhaltig gesund aufzustellen.»
Phase zwei im Fünfjahresplan hat begonnen
Die angespannte finanzielle Situation wirke sich aber auch auf den sportlichen Auftritt aus. «Ich bin verrissen worden für die Leihspieler-Thematik», so Degen. «Wenn du kein Geld im Kässeli hast, musst du überlegen, wie du aus nichts viel machst. Mit den Transfererlösen haben wir die Blutung zu einem grossen Teil stillgelegt.»
Das sei die erste Phase des Fünfjahresplans gewesen, so Degen. «Im Sommer sind wir in Phase zwei übergegangen – wir haben fast alle Spieler fix übernommen», erklärt der Club-Präsident. Einzig Kevin Rüegg und Yusuf Demir habe man auf Leihbasis geholt, der Rest sei fest verpflichtet worden.
Der FCB-Boss gibt im Rückblick auf seinen Amtsantritt aber auch zu: Man hätte den Fans schon bei der Übernahme viel klarer verdeutlichen müssen, wie angespannt die finanzielle Lage am Rheinknie war. «Haben wir die Kommunikation falsch gemacht, haben wir die Erwartungen zu hoch geschürt?»
Damals habe man sich ausschliesslich damit befasst, das Loch zu stopfen. «Im Nachhinein können wir heute sagen, dass wir in der Kommunikation damals viel demütiger hätten auftreten müssen. Die Leute hätten begreifen müssen, dass wir den Club nachhaltiger aufstellen müssen», gibt Degen zu.