Maissen: «FCB hat den besten Sturm – Ex-Basler steht für YB-Krise»
Basel 16.08.2024 - 07:12
Traoré schlägt voll ein, Ajeti nutzt seine letzte Chance: Der FCB hat den besten Sturm der Liga, findet Nau.ch-Kolumnist Erni Maissen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nau.ch-Kolumnist Erni Maissen ist begeistert von FCB-Neuling Bénie Traoré.
- Barry soll bleiben – der FCB sollte wenn nötig auch den Vertrag nachbessern.
- Patrick Rahmen muss YB derzeit lehren, wie man sich Punkte erkämpft.
Nach zwei Spielen am Boden. Und jetzt spielt der FCB plötzlich Meister-mässig. So schnell kann es gehen. Das 6:0 gegen Servette war der überzeugendste Auftritt seit einer gefühlten Ewigkeit.
Jeder wollte Tore schiessen, das Team hat nach dem 2:0 weiter Mut gezeigt. Statt ängstlich zu verwalten, wurde der nächste Treffer gesucht. Ein Sonderlob geht an den Neuen Bénie Traoré.
Ich war zuerst ein bisschen skeptisch, weil er bei seinen letzten Stationen nicht allzu viel spielte und noch weniger traf. Aber der Ivorer hat sofort eingeschlagen, brauchte nicht zuerst ein halbes Jahr, bis er fit ist.
Der FCB hat sich einen Spielertyp wie YB-Elia geholt – nur in viel besserer Form. Traoré ist wirblig, kann auf engem Raum alles, dribbelt jeden Verteidiger aus, macht Assists und Tore. Der 21-Jährige ist perfekt für den FCB.
Barry soll bleiben – aber ...
Wichtig ist, dass er seine Unbeschwertheit behält. Wichtig ist auch, dass er Barry als Sturmpartner behält. Traoré passt super zu Barry, das sieht man schon, wenn die beiden zusammen jubeln.
Bei Barry sollte der FCB alles im Bereich des Möglichen machen, dass er weiter das rotblaue Shirt trägt. Bei seinem Vertrag darf man auch etwas nachbessern.
Einfach wird es nicht. Bereits in meiner letzten Kolumne habe ich geschrieben, dass mein Gefühl sagt, dass er beim richtigen Angebot geht. Ich bleibe dabei. Astronomische Sprünge kann der FCB natürlich nicht machen.
Ajeti hat erkannt, dass es seine letzte Chance ist
Bestnoten holen sich auch Ajeti und Fink ab. Fink ist nach seinem GC-Jahr verbessert zurückgekehrt. Er ist beim FCB nicht mehr auf sich alleine gestellt, so kann er wachsen.
Und «Albi» hat in den letzten zwei Spielen gezeigt, dass er an sich gearbeitet hat. Er musste erkennen, dass es seine letzte Chance ist.
Ich hielt nicht viel von seiner Rückkehr – nun sehe ich aber einen anderen Ajeti. Einen Ajeti, der arbeitet, der skort – mit 27 Jahren ist er auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass er so fleissig bleibt – sonst kommt die Retour-Kutsche schnell.
Der beste Sturm der Liga – das ist die neue Rolle von Xhaka und Frei
Der FCB hat den besten Sturm der Liga. Der Dreizack Barry, Traoré und Ajeti bereitet jedem Team Kopfzerbrechen. Die Gegner müssen das System der Celestini-Elf anpassen und defensiv mehr arbeiten. Schmid und Kade haben auf dem Flügel mehr Freiheiten, der ganze FCB plötzlich mehr Möglichkeiten.
Andere Spieler müssen dafür eine andere Rolle einnehmen. Dass Frei und Xhaka irgendwann nicht mehr von Anfang an spielen, war absehbar. Sie sind aber immer noch wichtig für den Verein. Die FCB-Oldies können die Jungen unterstützen, moralisch und psychisch helfen – da hilft die Erfahrung noch immer.
Macht der FCB so weiter, kann er diese Saison weit nach vorne kommen.
Auf dem absteigenden Ast ist hingegen YB. Die Berner machen den gleichen Weg wie die Basler.
Das hat mich an YB-Flop Males schon beim FCB genervt
Das YB-Kader wurde laufend geschwächt. Und nicht alle Spieler können mit der zusätzlichen Verantwortung umgehen. Das sieht man etwa bei Blum, Itten, Lauper – oder Males. Letzterer ist ein Fremdkörper im YB-Spiel, ein Transfer-Flop.
Ganz ehrlich: Ich war auch zu Basel-Zeiten nie ein Fan von ihm, trotz starkem letzten Halb-Jahr. Males liegt viel am Boden, das hat mich schon immer genervt. Wenn es hart auf hart geht, kannst du ihn nicht gebrauchen. Dass er zu YB ging, war nie eine Schwächung für den FCB.
Patrick Rahmen wird im Moment nicht gut schlafen – er war sich aber dem Risiko bewusst, als er nach Bern ging. Wenn du einen Meister übernimmst, kannst du eigentlich nur verlieren. Wenn du Zweiter wirst, hast du verloren.
YB wurde letzte Saison wohl auch dank tiefem Niveau in der Super League Meister. Man ist sich nicht mehr gewohnt, mit dem Messer am Hals zu spielen. Unglaublich, wie verunsichert der Meister nach der Start-Niederlage war.
Rahmen muss den Hauptstädtern nun wieder beibringen, wie man sich Punkte erkämpft. Wie lange er dafür noch Zeit bekommt?
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Zur Person: Erni Maissen absolvierte 406 Spiele für den FCB, erzielte dabei 142 Tore. Damit liegt er an dritter Stelle, einzig Marco Streller und Seppe Hügi schossen noch mehr Tore. In Basel ist der 66-Jährige bis heute eine Legende.
Bereits als Spieler hat der ehemalige Stürmer seine Meinung immer klar und deutlich gesagt. Das wird sich auch in seiner Nau.ch-Kolumne nicht ändern. Versprochen!